In Deutschland werden jedes Jahr ungefähr 12 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Müll geworfen. Weltweit beläuft sich diese Summe laut WHO sogar auf rund 1,3 Milliarden Tonnen jährlich.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Oft werden die Lebensmittel falsch gelagert, und sie verderben rasch. Auch zu große Portionen auf den Tellern, beispielsweise in Restaurants, führen dazu, dass große Mengen entsorgt werden müssen. Im gesamten Ablauf, von der Produktion bis hin zum Endverbraucher, gibt es diverse Ursachen, warum viele der so kostbaren Lebensmittel im Müll landen. Egal, ob bereits auf dem Feld, im Groß- und Einzelhandel oder in den privaten Haushalten. Mit knapp 78 Kilogramm pro Person verursachen private Haushalte die meisten Abfälle. Heutzutage sind wir es gewohnt, dass alles jederzeit verfügbar ist - ein richtiger Umgang mit Lebensmitteln wird so vernachlässigt.
Um die Verschwendung von Nahrung zu verringern, können wir bei uns selbst anfangen. Ganz wichtig hierbei ist es vor allem auf die Lagerung zu achten. Auch die Einführung eines Speiseplans für die gesamte Woche eignet sich sehr gut, um die Einkäufe zu organisieren und somit nur das einzukaufen, was man auch verwendet.
Um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken und einen Großteil der Nahrung zu retten, haben sich mittlerweile viele Engagierte verschiedenste Projekte überlegt und umgesetzt. Auch in Kiel gibt es bereits mehrere Möglichkeiten, wie auch Sie Lebensmittel vor dem Wegwerfen retten können. Hier möchten wir Ihnen ein paar davon vorstellen.
Mit Too Good To Go können Sie Lebensmittel vor der Mülltonne retten.
Mit der mobilen App „TooGoodToGo“ ist es möglich, überschüssiges Essen von teilnehmenden Betrieben zu retten, bevor es entsorgt wird. Bereits 2015 wurde das Unternehmen in Dänemark gegründet und setzt sich seitdem für die Rettung von Lebensmitteln ein. Die Liste der teilnehmenden Anbieter wächst stetig weiter.
Das Prinzip dahinter ist einfach: Teilnehmende Betriebe bieten Überraschungstüten an, die verschiedene Produkte beinhalten, die aufgrund des Mindesthaltbarkeitsdatums nicht mehr angeboten werden können. Aber auch Reste können enthalten sein. Die Lebensmittel sind allerdings noch bestens für einen zeitnahen Verzehr geeignet. In der App können die Kunden prüfen, welcher Betrieb in der Nähe solche Überraschungstüten anbietet und sich diese dann gegen einen kleinen Betrag reservieren und persönlich abholen.
In ganz Deutschland sind bereits viele Unternehmen an dieser Aktion beteiligt. Auch in Kiel haben sich schon mehrere Anbieter dafür entschieden, die übrigen Lebensmittel so vor der Mülltonne zu retten, wie etwa Restéz! oder Bäckerei Lyck. Aber auch große Händler wie Edeka oder die Bäckerei-Kette Steiskal bieten die Überraschungstüten zum Abholen an.
ResteRitter
Bei den ResteRittern handelt es sich um drei Studenten aus Kiel, die sich als Ziel gesetzt haben, die Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen. Dabei retten sie Obst und Gemüse sowohl von Privatpersonen als auch aus den Tonnen von Händlern. Die so gesammelten Lebensmittel verarbeiten sie dann zu selbstgemachten Fruchtaufstrichen und Chutneys. Damit werden Obst und Gemüse nicht nur weiterverwertet, ohne im Müll zu landen, sondern auch länger haltbar gemacht. Gekauft werden können die Produkte der ResteRitter dann in diversen Geschäften oder auch in ihrem eigenen Onlineshop: www.resteritter.de/shop
Die Rettung der Lebensmittel ist allerdings nicht alles, was die ResteRitter unternehmen, um etwas Gutes zu tun. Mit jedem verkauftem Glas spenden sie zudem an die Stiftung Mittagskinder, über die Schulkindern eine warme Mahlzeit garantiert werden kann.
Die drei Köpfe hinter der Initiative sind Moritz Dietsch, Nick Eßwein und Oke Hansen. Gemeinsam möchten sie den Menschen zeigen, wie man Lebensmittel retten und was aus ihnen gemacht werden kann. Dafür veranstalten sie zum Beispiel auch Schnippelpartys oder Schulprojekte, um so viele Menschen wie möglich zum Handeln anzuregen.
Essen-retten! e.V.
Essen-retten! sorgt täglich dafür, Lebensmittel aus privaten Haushalten und Betrieben vor dem Müll zu retten. Die so eingesammelte Nahrung wird an Jedermann verteilt, sowohl Bedürftige als auch nicht bedürftige Menschen, Gruppen und Einrichtungen. Dies unterscheidet Essen-retten von der Kieler Tafel, welche einem ähnlichen Prinzip folgt, die Lebensmittel allerdings nur wirklich bedürftigen Menschen zukommen lässt.
Der Verein geht dabei ausschließlich ehrenamtlich vor und zielt nicht darauf ab, mit der Unternehmung Geld zu verdienen. Feste Touren gibt es bei der Rettung nicht. Alles ist individuell planbar, sodass jeder, der Essen übrighat, es abholen lassen kann. Dadurch werden kostbare Lebensmittel-Ressourcen gespart und Menschen, die sonst nicht viel zu essen haben, werden satt. Zudem schont das Vorhaben die Umwelt, da weniger Müll entsteht und der Entsorgungsaufwand verringert wird.
Jeden Tag in der Woche ist der Verein auf Tour, um Lebensmittel einzusammeln. Dabei kommt regelmäßig eine beachtliche Menge zusammen. Wer selbst Lust hat, das Vorhaben zu unterstützen, ist jederzeit willkommen und kann eigene Touren fahren und beim Einsammeln und Verteilen der Lebensmittel unterstützen.