Stadtwerke Kiel und Innargi untersuchen Potenzial für Geothermie
Die Stadtwerke Kiel und der dänische Geothermieentwickler „Innargi“ vereinbarten heute (15. März), das Potenzial für ein Geothermie-Projekt in Kiel zu erkunden. Die Vereinbarung zielt auf die weitere Dekarbonisierung von Fernwärme ab, um die geplante klimaneutrale Wärmeerzeugung in der Kieler Fernwärme ab 2035 zu gewährleisten.„Die heute unterzeichnete Absichtserklärung ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Dekarbonisierung unserer Fernwärme. Hiermit prüfen wir, ob die tiefe Geothermie zukünftig ein Baustein in unserem Energiewende-Programm ´Kurs Klimaneutralität´ bilden kann. Unser Zukunftspfad sieht vor, unsere Energieerzeugung bis spätestens 2035 CO2-frei zu gestalten“, teilt Dr. Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, mit.
Die nun beschlossene Vereinbarung zwischen Innargi und den Kieler Stadtwerken sieht vor, die Untergrundbedingungen zu erkunden und somit das Potenzial für einen Aufbau der geothermischen Fernwärme in der Landeshauptstadt Kiel abzuschätzen. Voraussichtlich noch in diesem Jahr wollen beide Partner das geothermische Wärmepotential für die Stadt bewerten. Abhängig der Ergebnisse prüft der Energieversorger eine vertragliche Vereinbarung über den Bau und Betrieb mehrerer Geothermie-Heizwerke durch Innargi.
„Wenn die Untersuchungsergebnisse positiv ausfallen, könnten wir in circa fünf Jahren den Betrieb starten“, fügt Teupen an.
„Ich und das Innargi Team freuen uns über diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Kieler Stadtwerken. Für eine Verwirklichung der Energiewende ist es notwendig, neue Energieerzeugungsmöglichkeiten zu erkunden und die Geothermie könnte dabei eine wichtige Rolle spielen“, sagt Samir Abboud, CEO von Innargi. „Die Stadtwerke Kiel gehen jetzt den Schritt mit uns, um das Potenzial der Geothermie für die Fernwärme auszuschöpfen. Ich bin zuversichtlich, dass wir in wenigen Jahren mit der Geothermie einen wichtigen Beitrag zur Kieler Wärmewende betragen können“, so Abboud weiter.
Die dänische Firma Innargi ist Experte im Bereich der mitteltiefen bis tiefen Geothermie und verfügt über ein umfangreiches Wissen eines erfahrenen Teams von Geologen, Reservoir-, Anlagen- und Bohringenieuren. Des Weiteren baut das Unternehmen auf Partnerschaften mit Fernwärmeunternehmen und Städten. Anfang 2022 unterzeichnete das Geothermie-Unternehmen einen Vertrag über die Entwicklung und den Betrieb des größten geothermischen Heizwerks der EU in Aarhus, Dänemark, der Partnerstadt der Landeshauptstadt Kiel.
„Die Landeshauptstadt Kiel und die Stadtwerke Kiel haben ehrgeizige Ziele in Sachen Klimaschutz und Energieerzeugung. Unsere Stadt soll klimaneutral werden – und das so schnell wie möglich. Das gemeinsam mit Innargi vereinbarte Geothermie-Projekt verspricht ein großes Potenzial auf dem Weg hin zu einer CO2-freien Strom- und Fernwärmeerzeugung. Ich freue mich sehr über diese Kooperation, die zudem noch die Zusammenarbeit mit unserer Partnerstadt Aarhus stärkt“, erläutert Kieler Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer im Rahmen der Vertragsunterzeichnung.
„Die Partnerschaft zwischen Kiel und Aarhus hat in den letzten vier bis fünf Jahren den Weg für einen intensiven Wissens- und Erfahrungsaustausch geebnet. Ich freue mich daher, dass Kiel von der Partnerschaft zwischen Aarhus und Innargi bei der Nutzung von Geothermie – der sauberen und CO2-neutralen Energie der Zukunft – inspiriert wurde. Wir werden im Juni dieses Jahres mit den Bohrungen in Aarhus beginnen und streben den vollen Betrieb der ersten Anlage im Jahr 2026 an. Es ist ein komplizierter Planungsprozess, der einen offenen und ehrlichen Dialog mit benachbarten Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmen erfordert und uns nur positive Rückmeldungen gibt“, berichtet Jacob Bundsgaard, Bürgermeister von Aarhus, im Rahmen der Pressekonferenz.
Tiefe Geothermie: Witterungsunabhängig erneuerbare Wärme
Geothermische Energie stammt aus dem Erdkern. An einem Standort wie Kiel würde aus einer Tiefe von zwei bis drei Kilometer bis zu 76 Grad warmes Wasser über eine Förderbohrung gewonnen werden. An der Oberfläche müsste das Wassers dann noch mit Hilfe von Hochtemperatur-Wärmepumpen auf eine für das Kieler Fernwärmenetz notwendige Temperatur von 90 Grad erhitzt werden. Anschließend würde das abgekühlte geothermische Wasser über eine Injektionsbohrung zurück in den Untergrund gepumpt werden und der Kreislauf beginnt von vorne.
„Derzeit findet die tiefe Geothermie in unseren Planungen keine Berücksichtigung. Doch nichts ist in Stein gemeißelt. Die Rahmenbedingungen ändern sich ständig und wir prüfen weiterhin alle Möglichkeiten. Dabei ist auch die tiefe Geothermie interessant und könnte ein Bestandteil des Planes werden“, hält Teupen abschließend fest.
Mit dem Ende 2021 beschlossenen „Kurs Klimaneutralität“ treibt der Kieler Versorger die Energiewende weiter voran und plant, Strom und Fernwärme spätestens im Jahr 2035 vollständig klimaneutral zu erzeugen. Diesen Termin zog das Unternehmen vor kurzem erst von 2040 um fünf Jahre nach vorne. Möglich macht dies die gemeinsame Zielsetzung der Stadtwerke Kiel und INNIO, die 20 Jenbacher Großmotoren im Küstenkraftwerk auf den kompletten Betrieb mit grünem Wasserstoff umzurüsten.