Kurs Klimaneutralität der Stadtwerke Kiel: Spätestens 2040 Strom und Fernwärme vollständig klimaneutral erzeugen
Die Stadtwerke Kiel treiben die Energiewende weiter voran und planen, Strom und Fernwärme spätestens im Jahr 2040 vollständig klimaneutral zu erzeugen. Grundlage hierfür bilden unter anderem der Bau von Großwärmepumpen sowie der Umbau der Gasmotoren auf den Betrieb mit Wasserstoff. Somit würde der Energieversorger die Vorgaben der Bundesregierung, die eine klimaneutrale Erzeugung im Jahr 2045 vorsieht, um fünf Jahre vorziehen.„Mit unserem Küstenkraftwerk, derzeit Europas modernstes Gasmotorenheizkraftwerk, sparen wir seit der Inbetriebnahme Ende 2019 schon rund 1.000.000 Tonnen CO2 pro Jahr ein. Das sind rund 70 Prozent weniger Emissionen im Vergleich zum stillgelegten, kohlebasierten Vorgängerkraftwerk. Doch das reicht uns nicht – unser Kurs bleibt Richtung Klimaneutralität“, blickt Frank Meier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG, in die Zukunft.
Dr. Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, fügt direkt an: „Mit unserem Küstenkraftwerk haben wir die Segel gesetzt. 70 Prozent CO2-Reduktion war bereits ein großer Sprung, um die Emissionen in Kiel zu senken. Diese Reduktion war aber nur der Beginn in eine klimaneutrale Zukunft der Stadtwerke Kiel, auf dem wir uns nicht ausruhen wollen. Mit unserem 8-Punkte-Programm stellen wir die Strom- und Fernwärmeproduktion bereits 2040 vollständig klimaneutral. Also fünf Jahre früher als von der Bundesregierung geplant.“
Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sieht vor, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral sein soll. Hierfür soll der Kohleausstieg idealerweise bis 2030 vorgezogen werden und ein massiver Ausbau der Erneuerbaren Energien erfolgen. Zur flankierenden Absicherung der erforderlichen Erzeugungsleistung ist ein erheblicher Neubau von Gaskraftwerken erforderlich. Diese sollen „H2-ready“ errichtet werden, also der spätere Betrieb mit Wasserstoff soll technisch ermöglicht werden.
„In Kiel sind diese Planungen schon Realität. Der Kohleausstieg ist seit April 2019 vollzogen. Das gasbasierte Küstenkraftwerk sichert die Strom- und Fernwärme in Kiel. Und mit unserem Lösungsanbieter INNIO haben wir bereits ein detailliertes Umbaukonzept für die Motoren entwickelt, um Jenbacher Großmotoren der 10-Megawatt-Klasse auf den Betrieb mit Wasserstoff umzustellen“, so Teupen.
Dr. Olaf Berlien, President und CEO von INNIO, dazu: „Wir freuen uns, dass wir die Stadtwerke Kiel dabei unterstützen dürfen, ihr Ziel einer vollständigen Klimaneutralität zu erreichen. Den ersten Schritt von Kohle zu Gas haben wir mit unseren 20 INNIO Jenbacher Motoren bereits erfolgreich gemeinsam umgesetzt. Die Beimischung von Wasserstoff ist schon heute möglich und die schrittweise Umrüstung auf einen 100 Prozent Wasserstoffbetrieb in den nächsten Jahren ist geplant. Jetzt bedarf es der ausreichenden Verfügbarkeit von Wasserstoff, um auch diesen Schritt zu vollziehen. Wir arbeiten jedenfalls unermüdlich daran, Technologien und Dienstleistungen anzubieten, die unseren Kunden helfen, ihren CO2-Fußabdruck auf Null zu reduzieren.“
Für die Klimaneutralität der Stadtwerke Kiel entwickelte der Energieversorger ein umfassendes 8-Punkte-Programm. Der erste Punkt ist mit der Stilllegung des Kohlekraftwerks und der Inbetriebnahme des Küstenkraftwerks bereits abgeschlossen ist. Mit der Integration der Wärmeproduktion aus der Klärschlammverbrennung der Müllverbrennung Kiel folgt im Jahr 2024 Punkt zwei. Für 2026 ist die Inbetriebnahme der ersten Großwärmepumpe, inklusive eines zweiten Wärmespeichers, geplant.
Ab 2029, eventuell auch schon früher, will der Energieversorger, gemeinsam mit INNIO, den ersten Großmotor für den Wasserstoffbetrieb umrüsten. 2031 folgt die zweite Großwärmepumpe. In diesem Zusammenhang ist die Errichtung eines weiteren, dann dritten Wärmespeichers geplant.
„Ab 2033 wollen wir das Küstenkraftwerk zu einem Viertel mit Wasserstoff betreiben. Ob wir alle 20 Motoren dabei mit 25 Prozent Wasserstoff betreiben oder fünf Motoren zu 100 Prozent haben wir noch nicht abschließend entschieden“, erläutert Teupen.
Im Jahr 2036 sehen die Kieler Stadtwerke in ihrem 8-Punkte-Programm den Ersatz ihrer Heizwerke und Heizkraftwerke durch die Errichtung von Elektrodenkessel vor. Wie in einem herkömmlichen Durchlauferhitzer wird im Elektrodenkessel Wasser mithilfe von Strom erhitzt, der durch den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien dann – auch in Form von regenerativem Überschussstrom zur Verfügung stünde.
„Abschließend soll ab dem Jahr 2040 das Küstenkraftwerk komplett mit dem Einsatz von 100 Prozent Wasserstoff die Strom- und Fernwärmeproduktion übernehmen und unsere Klimaneutralität besiegeln“, so Meier.
Ein wichtiger Baustein für das 8-Punkte-Programm startete schon jetzt: der Rückbau des Kohlekraftwerks. Nach dem abgeschlossenen Abriss in zwei Jahren stehen den Stadtwerken Kiel 75.000 Quadratmeter Fläche für die notwendigen technischen Erweiterungen zur Verfügung. Denn die Lage an der Kieler Förde ist optimal für den Betrieb einer Großwärmepumpe, um klimaneutrale Wärme herzustellen. Umweltwärme der Förde zu entnehmen, um daraus warmes Heizwasser für die Fernwärmerzeugung herzustellen, bildet eine optimale Kombination in Verbindung mit dem Küstenkraftwerk.
Die kommenden zwei Jahre des Kohlekraftwerk-Rückbaus nutzen die Stadtwerke Kiel für das Genehmigungsverfahren für die erste Großwärmepumpe, so dass im Laufe des Jahres 2024 der Bau starten kann.
„Parallel zu den Planungen, die lokalen CO2-Emissionen zu reduzieren, unterstützen wir auch den geforderten massiven Ausbau der Erneuerbaren. So nehmen wir Anfang des nächsten Jahres einen 15-MW-Windpark in der Gemeinde Thaden (Nähe Itzehoe) in Betrieb. Unser Kurs ist gesetzt“, so Meier abschießend.
Für das 8-Punkte-Programm planen die Stadtwerke Kiel bis 2040 rund 190 Millionen Euro zu investieren.