Volle Kraft voraus: Küstenkraftwerk der Stadtwerke Kiel offiziell in Betrieb
Heute (16. Januar) gab der Vorstand der Stadtwerke Kiel offiziell das Kommando „Volle Kraft voraus“ für das Küstenkraftwerk. Vor den Augen zahlreicher Gäste, unter anderem Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther und Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer, legten Frank Meier, Vorstandsvorsitzender, und Dr. Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal, symbolisch den Hebel eines sogenannten Maschinentelegrafens um. Die Stadtwerke Kiel sind stolz auf das europaweit einzigartige Projekt, das Leuchtturmprojekt des Unternehmens.„Dieser Bau war die größte Investition in der Geschichte der Stadtwerke Kiel. Es hat uns alle gefordert und viel Kraft, Zeit und Energie gekostet. Jetzt ist die Zukunft der Energieversorgung in Kiel Realität und wir blicken voller Stolz auf unser Küstenkraftwerk“, freut sich Frank Meier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG.
„Am 28. November habe ich das Abnahmeprotokoll unterzeichnet und wir haben jetzt seit sieben Wochen Betriebserfahrungen mit unserem Küstenkraftwerk und setzen hiermit neue Maßstäbe in Sachen Flexibilität, Effizienz und Nachhaltigkeit. Wir prägen nicht nur die Zukunft der Kieler Energieversorgung, sondern tragen auch zu einer erheblichen Reduzierung der CO2-Emissionen bei“, fügt Dr. Jörg Teupen, Vorstand für Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, an.
Durch die umweltschonenden Eigenschaften des Energieträgers Erdgas wird die neue Anlage über 70 Prozent weniger Kohlendioxid ausstoßen als das einstige, kohlebasierte Gemeinschaftskraftwerk.
„Das Küstenkraftwerk spart gegenüber dem Vorgängerkraftwerk jährlich rund 1.000.000 Tonnen CO2 ein. Das bedeutet den Kohlendioxid-Ausstoß von umgerechnet 500.000 Autos. Ein erheblicher Beitrag für das Klima in Kiel“, rechnet Meier vor.
Grundlage für die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks ist die Kraft-Wärme-Kopplung. Sie trägt zu einem hohen Wirkungsgrad bei: 45 Prozent thermisch und 45 Prozent elektrisch, sowie einer effizienten Primärenergienutzung von mehr als 92 Prozent.
„Seit Inbetriebnahme Ende des vergangenen Jahres versorgt unser neues Küstenkraftwerk mehr als 73.000 Kieler Haushalte und Einrichtungen mit ökologischer Fernwärme. Zudem speist die Anlage die erzeugte elektrische Energie in das Kieler 110-kV-Stromnetz ein, das sowohl die Wohnungen in der Landeshauptstadt als auch der umliegenden Gemeinden mit Strom versorgt. Überschüssige Energie wird in das vorgelagerte Stromnetz weitergeleitet“, erläutert Teupen.
Durch die modulare Bauweise mit 20 Gasmotoren der 10-Megawatt-Klasse erhält das Kraftwerk eine außergewöhnlich hohe Flexibilität. So wird die Leistungsabgabe der einzelnen Motoren dem aktuellen Energiebedarf angepasst und dementsprechend ausgerichtet. Die Gasmotoren, als Herz des Küstenkraftwerks, verfügen über eine elektrische Leistung von 190 Megawatt und eine Wärmeleistung von 192 Megawatt. Die beim Betrieb erzeugte Wärme wird in das Fernwärmenetz eingespeist. Um die im Rahmen der Kraft-Wärme-Kopplung entstehende Wärme auch in den Sommermonaten gezielt zu nutzen, erfolgt eine Speicherung im 60 Meter hohen Speicher. Durch die zeitliche Entkopplung der Wärmenutzung ist ein flexibler und wirtschaftlicher Betrieb des Küstenkraftwerks möglich.
Der Elektrodenkessel erzeugt bei Bedarf mittels Strom Fernwärme, etwa dann, wenn es im Stromnetz zu einem Überangebot durch große Mengen an Windenergie kommt. Die neue Anlage trägt dazu bei, Angebot und Nachfrage im Stromnetz wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Dieses komplexe Erzeugungskonzept ermöglicht es, mit einem hohen Maß an Autonomie auf die verschiedenen Szenarien des Energiemarktes zu reagieren. Und damit eine sichere und saubere Fernwärmeversorgung für Kiel zu gewährleisten.
„Dies ist alles nur möglich, da wir auf die Unterstützung unserer beiden Aktionäre zählen konnten und eine breite Zustimmung der Fraktionen der Kieler Ratsversammlung sowie der Öffentlichkeit erfahren haben. Unser ganz besonderer Dank geht sowohl an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Projekt seit Beginn begleitet und erfolgreich zum Abschluss gebracht haben als auch an die gesamte Belegschaft. Denn alle waren über die Jahre hinweg indirekt und direkt an der Realisierung unseres Küstenkraftwerks beteiligt“, spricht Meier seinen Dank aus.
„Darüber hinaus danken wir Kraftanlagen München, Innio Jenbacher und Fichtner für die hervorragende Zusammenarbeit. Alle Seiten haben hart verhandelt, waren dabei stets fair zum Menschen und lösungsorientiert bei auftretenden Herausforderungen für dieses Pionierprojekt“, bedankt sich Teupen abschließend im Namen des Vorstands.
Die deutsche Bundesregierung hat einen umfassenden Plan zur Reduktion der CO2-Emissionen des gesamten Energiesektors auf den Weg gebracht. Zwei wesentliche Säulen des Plans der Regierung für einen saubereren Energiesektor sind die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energie und die Schließung von Kohlekraftwerken. Dank der Unterstützung durch die deutsche Politik kommt mittlerweile mehr Strom aus Wind- und Solaranlagen als aus Kohlekraftwerken. Durch die Zunahme des Anteils erneuerbarer Energie im deutschen Stromsystem kommt es jedoch zu erheblichen Schwankungen in der Stromversorgung. Ein Schlüsselfaktor zur Vermeidung von Engpässen ist die Energieerzeugung aus Erdgas, die zu einer Erhöhung der Netzstabilität und der Zuverlässigkeit für die Verbraucher beiträgt. Erdgas ist in zunehmendem Maß der Brennstoff der Wahl, um erneuerbare Energie zu ergänzen und Kohle bei der Erzeugung von Strom und Wärme zu ersetzen.
Am Rande des Kraftwerksgeländes versuchten derweil einzelne Demonstranten die Eröffnungsfeierlichkeiten zu stören.
„Natürlich respektieren wir unterschiedliche Sichtweisen zum Thema Energieversorgung. Diese wichtige Diskussion sollte aber mit Fachkenntnis und Augenmaß geführt werden. Blinder Aktionismus und eine ideologische "Dagegen-Haltung" bringen uns nicht weiter“, sagt Frank Meier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG.
Aus dieser Perspektive können die Stadtwerke Kiel die Forderungen der Demonstranten auch inhaltlich nicht nachvollziehen. Es gibt derzeit einfach keine noch fortschrittlichere Technologie, um die Wärmeversorgung für über 73.000 Haushalte im Großraum Kiel zu jedem erforderlichen Zeitpunkt zu gewährleisten. Genau hier laufen die Forderungen der Demonstranten auch ins Leere.
Im Klartext: Eine sichere und jederzeit verfügbare Wärme- und Stromversorgung ausschließlich aus erneuerbaren Energien – wie Wind- und Sonnenkraft – zu gewährleisten, ist derzeit technologisch nicht möglich. Für die Versorgungssicherheit in Deutschland sind auch weiterhin Kraftwerke notwendig, die schnell am Netz sind, wenn der Wind nicht weht oder die Sonne nicht scheint. Genau das kann das Küstenkraftwerk so gut wie kein anderes.
Eine noch fortschrittlichere, ebenso zuverlässige Technologie ist derzeit nicht verfügbar. Gegenüber dem kohlebasierten Vorgängerkraftwerk reduziert das Küstenkraftwerk die CO2-Emissionen in Kiel um über 70 Prozent. Die im Küstenkraftwerk eingesetzten Jenbacher Gasmotoren von INNIO erfüllen alle geltenden Emissionsvorschriften. Zudem werden Leistung und Effizienz der Jenbacher Gasmotoren ständig weiter verbessert, und damit wird auch der Brennstoff immer besser ausgenutzt. Wir sind daher zuversichtlich, dass das Küstenkraftwerk auch perspektivisch die beste denkbare Variante der Energieversorgung für die Region Kiel darstellt.
Die Entscheidung für das Küstenkraftwerk ist zudem nach intensiver Beratung mit den demokratisch gewählten Gremien der Stadt Kiel getroffen worden. Die Fraktionen der Ratsversammlung haben sich mit überwältigender Mehrheit für diese Variante ausgesprochen und stehen mit Nachdruck hinter dem Projekt.
„Gleichwohl sind wir jederzeit offen, mit den Kritikern einen sachlichen Dialog zu führen. Dieser Wunsch ist jedoch bisher nicht bei uns angekommen. Wir stehen gern bereit“, so Dr. Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal der Stadtwerke Kiel AG, abschließend.
Zahlreiche hochauflösende Pressefotos zum Küstenkraftwerk stehen hier zum kostenfreien Download und zur honorarfreien Verwendung bereit. Dort werden am Eröffnungstag auch Bilder der Eröffnung abrufbar sein.