Erdgasversorgung im Winter: Lage trotz gut gefüllter Gasspeicher angespannt
Die deutschen Gasspeicher füllen sich weiter – auf inzwischen mehr als 90 Prozent. Damit ist das gesetzlich vorgegebene Ziel, am 1. Oktober die Speicher zu 85 Prozent zu füllen, schon Ende September erreicht. Weiter schreibt die Bundesregierung für die 51 deutschen Speicher einen Füllstand zum 1. November von 95 Prozent vor. Trotz der gut gefüllten Erdgasspeicher sehen die Stadtwerke Kiel die Lage angespannt und halten die Erdgasversorgung während der kommenden Heizperiode weiterhin für kritisch.„Ob wir sicher durch die kommenden Monate kommen, hängt neben den Füllständen der Gasspeicher von mehreren Faktoren ab. Auf einige haben wir keinen Einfluss, beispielsweise auf die Außentemperatur und auf die Länge des Winters. Auf eine bedeutsame Maßnahme können wir alle einwirken. Und das ist der persönliche Energieverbrauch“, erklärt Frank Meier, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Kiel AG.
Denn die gesamte Speichermenge aller Gasspeicher entspricht etwa 245 Terawattstunden Energie und laut Bundesnetzagentur (BNetzA) zufolge dem bundesweiten Gasbedarf von Januar und Februar der Vorjahre. Daher mahnt auch die BNetzA ausdrücklich die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs an. Es komme neben dem Verbrauch auf die Menge des nachfließenden Gases an – und das ist tendenziell eher zu wenig. So liegen die Gasimporte aus Russland aktuell weiterhin bei null.
„Die Lage bleibt angespannt und eine weitere Verschlechterung der Situation kann nicht ausgeschlossen werden. Denn die deutschen Gasspeicher sind nicht dazu gedacht, den gesamten Verbrauch abzudecken. Sie dienen vielmehr als eine Art Puffer, um Schwankungen beim Gasverbrauch auszugleichen“, so Meier.
Dr. Jörg Teupen, Vorstand Technik und Personal, fügt hinzu: „Dies zählt auch für unsere Gasspeicher in Rönne. Zwar die einzigen in Schleswig-Holstein, jedoch wohl kleinsten in Deutschland. Unsere Speicher sind zwar schon zu 100 Prozent gefüllt, würden uns jedoch nicht lange helfen. Unsere volle Kaverne entspricht lediglich circa 0,25 Prozent der maximalen Menge aller deutschen Gasspeicher.“
Die Kavernen waren auch nie als Notreserve gedacht. Ihr Zweck ist es vielmehr, durch geschicktes Sondieren der Marktlage, Preisschwankungen auszugleichen – und so auch einen Beitrag zu stabilen Gastarifen zu leisten.
Es hängt also davon ab, wie viel Gas verbraucht und den Speichern entnommen wird. Wenn ausreichend Energie gespart wird, also Erdgas, Strom und Fernwärme, kann das inzwischen im Wesentlichen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien kommende Gas die Versorgung im kommenden Winter, gemeinsam mit den Speichern, sichern.
„Der günstigste und effizienteste Beitrag hin zu mehr Unabhängigkeit in der Energieversorgung ist weniger Energieverbrauch. Es handelt sich um eine gemeinsame Kraftanstrengung, bei der Politik, Industrie, Unternehmen, Verbraucherinnen und Verbraucher mithelfen können, damit es gelingt. Auch wir tragen unseren Teil dazu bei und haben unter www.energie-sparen-jetzt.sh umfangreiche Tipps zusammengefasst“, so Meier und weist abschließend darauf hin, insbesondere im kommenden Herbst und Winter noch stärker auf das Heizverhalten zu achten. Als Faustformel gilt: Durch ein Grad weniger Raumtemperatur lässt sich der Gasverbrauch um sechs Prozent reduzieren.